ADHS-Verhaltenstherapie für Erwachsene: Struktur & Klarheit im Alltag

ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung. Allein dieser Begriff ruft oft ein klischeehaftes Bild hervor: ein “zappeliges” Kind, das sich weder konzentrieren noch still sitzen kann. Doch ADHS ist weitaus vielschichtiger. Gerade bei Erwachsenen bleibt es oft unerkannt, weil die Symptome sich anders äußern als in der Kindheit. Warum ist das so?

Statt offensichtlicher Hyperaktivität treten häufig innere Unruhe, Vergesslichkeit und emotionale Impulsivität in den Vordergrund. Viele Betroffene haben jahrelang Strategien entwickelt, um ihre Schwierigkeiten zu kaschieren – doch das kostet Energie. ADHS-Verhaltenstherapie für Erwachsene kann dabei helfen, diese Herausforderungen gezielt anzugehen und neue, hilfreiche Bewältigungsstrategien zu entwickeln.

Verhaltenstherapie für ADHS-Erwachsene und Kinder hilft Hyperaktivität & Impulsivität zu bewältigen, dargestellt durch ein rennendes Kind auf einem Feld.

Charakterschwäche oder eher neurobiologische Besonderheit?

Im Gegensatz zu neurotypischen Menschen verarbeitet das Gehirn von ADHS-Betroffenen Informationen auf eine andere Art und Weise, ausgelöst durch einen Mangel an Dopamin und Noradrenalin. Diese Botenstoffe sind essenziell für die Ausführung von exekutiven Funktionen, weil sie motivations- und antriebssteigernd wirken. Daher fällt es Kindern und Erwachsenen mit ADHS äußerst schwer, Aufgaben ohne einen zusätzlichen Anreiz umzusetzen.

Um diesem Zustand der “Unterstimulation” zu begegnen, suchen betroffene Menschen – oft unbewusst – nach Reizen, die ihnen helfen, ihr inneres Gleichgewicht zu finden. Dies kann sich beispielsweise in Form von Hyperaktivität durch vermehrte Bewegung, innere Rastlosigkeit oder ein hohes Tempo im Denken und Handeln äußern. All diese Verhaltensweisen dienen letztlich als eine Art selbstregulierende Strategie, um das Gehirn auf ein optimales Erregungsniveau zu bringen.

ADHS ist daher keine Charakterschwäche, sondern eine neurologische Besonderheit, die sich auf die Aufmerksamkeit, Impulskontrolle und emotionale Regulation auswirken kann. Eine kognitive Verhaltenstherapie für ADHS-Erwachsene und Kinder setzt an genau dieser Stelle an und hilft dabei, Gedanken und Verhaltensweisen zu reflektieren und gezielt zu lenken.

Unaufmerksam, hyperaktiv & impulsiv: Trifft das auf alle ADHS-Betroffenen zu?

Die Antwort lautet: Nein. Entgegen dem klassischen Stereotyp können Menschen mit ADHS auch äußerlich ruhig und aufmerksam erscheinen. Innerhalb der Diagnostik gibt es verschiedene Kriterien, weshalb nicht jeder Betroffene dieselben Symptome in gleicher Intensität aufzeigt, sondern sich entlang eines “Spektrums” bewegt.

Grundsätzlich unterscheidet man dennoch in:

  • ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) umfasst sowohl Unaufmerksamkeit als auch Hyperaktivität und Impulsivität. Betroffene kämpfen damit, stillzusitzen, sich über längere Zeit zu konzentrieren und Impulse zu kontrollieren.
  • ADS (Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom) bezeichnet eine Form von ADHS ohne ausgeprägte Hyperaktivität. Diese Menschen wirken oft verträumt, vergesslich und haben Schwierigkeiten mit Organisation und Aufmerksamkeit, ohne jedoch stark impulsiv oder körperlich unruhig zu sein.

Durch die Abwesenheit der Aktivitätsstörung ist ADS meist weniger auffällig und führt dazu, dass Betroffene tendenziell seltener diagnostiziert werden. Ein großer Nachteil: Im Kindesalter können sich bereits ein vermindertes Selbstwertgefühl, sozialer Rückzug und Depressionen manifestieren. Rechtzeitig Unterstützung in Form einer ADS-Verhaltenstherapie zu erhalten, hilft sowohl Erwachsenen als auch Kindern dabei, sich selbst besser zu verstehen. Zusätzlich kann die Ausbildung von Komorbiditäten – einer oder mehreren Störungen, die zu einer Grunderkrankung hinzukommen – dadurch verhindert werden.

Grafische Darstellung von einem Kopf mit wirren Gedanken als Sinnbild für ADHS

Unterschiede zwischen Kindern und Erwachsenen mit ADHS

Bisher gibt es nur begrenzte verlässliche Erkenntnisse über den Verlauf und die Prognose von ADHS im Erwachsenenalter. Ein Großteil der verfügbaren Studien fokussiert sich auf die Entwicklung bei Kindern und Jugendlichen bis zum Übergang ins Erwachsenenleben. Darüber hinaus gehende Daten fehlen weitestgehend, weil lange Zeit angenommen wurde, dass sich die Symptome mit dem Älterwerden “verwachsen”.

Konservativen Schätzungen zufolge sind etwa 4–5 % der Erwachsenen von ADHS betroffen, doch nur rund 25 % von ihnen wurden bereits in der Kindheit oder Jugend diagnostiziert. Viele erfahren daher erst im Erwachsenenalter von ihrer Störung. Oft haben sie jahrelang mit unerklärlichen Herausforderungen gekämpft, ohne die Hilfe durch eine ADHS-Verhaltenstherapie zu erhalten.

Die Symptome bei Erwachsenen ähneln denen aus der Kindheit, äußern sich jedoch oft in veränderter Form. Während Kinder beispielsweise Schwierigkeiten haben, ihre Aufmerksamkeit bei Aufgaben oder Spielen aufrechtzuerhalten, zeigen Erwachsene dagegen häufig Probleme mit Routinetätigkeiten und eine ausgeprägte Ungeduld.

Typische Herausforderungen

  • Schwierigkeiten, Aufgaben zu beginnen, abzuschließen oder im Voraus zu planen
  • Vergesslichkeit im Alltag (Schlüssel, Termine, Rechnungen)
  • Probleme, Zeit und Verpflichtungen zu managen
  • Impulsivität bei Gesprächen, Geldausgeben oder im Job
  • Emotionale Schwankungen, Frustration und Ungeduld
  • Probleme in sozialen Beziehungen und Partnerschaften
Frau liegt überfordert auf dem Boden als Darstellung für ADHS bei erwachsenen Männern und Frauen.

Sind Frauen und Männer gleichermaßen betroffen?

Studien zeigen, dass ADHS bei Männern deutlich häufiger diagnostiziert wird im Vergleich zu Frauen. Das bedeutet jedoch nicht, dass Frauen seltener betroffen sind – vielmehr werden ihre Anzeichen oft übersehen oder falsch interpretiert. Ein zentraler Unterschied liegt in der Art, wie sich die Störung äußert. Während sich ADHS bei erwachsenen Männern tendenziell durch äußere Symptome zeigt, neigen Frauen dazu, ihre Herausforderungen innerlich zu erleben.

Als ADHS Symptome bei erwachsenen Frauen stehen oft Konzentrationsprobleme, Desorganisation und emotionale Belastungen im Vordergrund. Viele kämpfen mit Selbstzweifeln, ziehen sich zurück oder entwickeln Ängste, die häufig bereits in der Jugend beginnen. Da diese Symptome oft mit Depressionen oder Angststörungen verwechselt werden, bleibt die eigentliche Ursache – ADHS – lange unerkannt. Hinzu kommt, dass viele Frauen ihre Schwierigkeiten unbewusst kaschieren, indem sie sich besonders anstrengen, nach außen “normal” zu wirken. Dieses sogenannte ”Masking“ kann die Diagnose zusätzlich erschweren und dazu führen, dass Frauen erst spät oder gar nicht die richtige Unterstützung in Form einer ADHS-Verhaltenstherapie bei Erwachsenen erhalten.

Der erste Schritt: Eine offizielle Diagnose

ADHS zeigt sich bei jedem Menschen anders – insbesondere Geschlecht und Alter beeinflussen, wie die Symptome in Erscheinung treten. Eine fachkundige Diagnostik durch Psychotherapeuten ist essenziell, um die richtige Unterstützung für Kinder und Erwachsene zu gewährleisten. Diese kann in Form einer kognitiven ADHS-Verhaltenstherapie, spezieller Medikation, Coaching oder Achtsamkeitstraining erfolgen.

Bleibt ADHS unerkannt oder wird falsch diagnostiziert, kann das weitreichende Folgen haben. Alltägliche Herausforderungen – von Arbeitsorganisation bis hin zu sozialen Beziehungen – werden zur ständigen Belastung. Zudem steigt das Risiko, zusätzliche psychische Erkrankungen wie Angststörungen, Depressionen oder Stimmungsschwankungen zu entwickeln. Besonders bei Frauen zeigt sich eine höhere Anfälligkeit für Angst und Depressionen, während Männer mit ADHS häufiger zu impulsiven Verhaltensweisen oder sogar Substanzmissbrauch neigen. In manchen Fällen gibt es auch Überschneidungen mit den Symptomen einer Borderline-Störung, was die korrekte Diagnose zusätzlich erschwert.

Mann führt Gespräch mit einer Psychotherapeutin im Rahmen einer kognitiven ADHS-Verhaltenstherapie.

So kann eine ADHS-Verhaltenstherapie Erwachsene unterstützen

Eine ADHS-Diagnose bedeutet nicht zwangsläufig, dass eine Psychotherapie erforderlich ist. Für viele Erwachsene kann sie aber ein entscheidender Schritt sein, um besser mit den Herausforderungen des Alltags umzugehen. Besonders verhaltenstherapeutische Ansätze haben sich als wirksam erwiesen. Sie helfen dabei, festgefahrene Muster zu durchbrechen und neue, hilfreiche Strategien zu entwickeln.

Mit meinem Ansatz zur Verhaltenstherapie in Berlin unterstütze ich ADHS-Erwachsene bei der praktischen Bewältigung typischer Kernsymptome wie Impulsivität, Prokrastination, emotionale Anspannung und Selbstwertprobleme. Betroffene lernen nicht nur, ihre eigenen Verhaltensweisen besser zu reflektieren, sondern erhalten auch gezielte Unterstützung für das alltägliche Leben.

Gewohnheiten etablieren und Impulsivität mindern

Im Rahmen der ADS- bzw. ADHS-Verhaltenstherapie für Erwachsene ist das Einführen fester Routinen das A und O, sodass Betroffene ihren Alltag leichter und ohne ein Gefühl von Scham bewältigen können. Insbesondere für wiederkehrende Aufgaben wie E-Mails beantworten, den Haushalt erledigen oder Sporttreiben werden gemeinsam Strategien erarbeitet. Zusätzlich erlernen Patienten mit ADHS innerhalb einer kognitiven Verhaltenstherapie verschiedene Zeitmanagement- und Priorisierungstechniken, um Frustration vorzubeugen.

Auch Achtsamkeitstraining kann eine wertvolle Ergänzung sein. Es hilft, die eigene Wahrnehmung zu schärfen, sich bewusster zu steuern und emotionale Impulse besser zu kontrollieren. Der Weg zur Veränderung beginnt oft mit einem ersten, manchmal herausfordernden Schritt – doch die langfristigen Verbesserungen in Struktur, Selbstwahrnehmung und Lebensqualität sind die Mühe wert.

Psychotherapeut Herbert Marten

Diagnose & Verhaltenstherapie für ADHS-Betroffene in Berlin

ADHS im Erwachsenenalter kann herausfordernd sein – doch niemand muss diesen Weg allein gehen. Sich Unterstützung zu holen, ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Mut. Als erfahrene Praxis für Psychotherapie in Berlin kann ich Ihnen helfen, die eigenen Muster zu verstehen und neue Strategien zu entwickeln – angefangen mit einem ausführlichen Diagnose-Gespräch.

Besonders für ADHS bei Erwachsenen hat sich die kognitive Verhaltenstherapie als wirksame Methode erwiesen, um Herausforderungen gezielt anzugehen und das eigene Potenzial voll auszuschöpfen. Wenn Sie sich in den beschriebenen Schwierigkeiten wiedererkennen, zögern Sie nicht, den ersten Schritt zu machen. Veränderung beginnt mit der Entscheidung, sich selbst eine Chance zu geben.