Hypochondrie-Hilfe: Therapie gegen die Angst vor Krankheiten

Die Sorge um die eigene Gesundheit ist für den Menschen ein wichtiger Überlebensfaktor. Würden wir sorglos durchs Leben gehen und nicht auf bestimmte Signale unseres Körpers reagieren, könnten wir physische und psychische Krankheiten sowie Verletzungen nicht rechtzeitig erkennen und behandeln lassen. Bei Krankheiten wie Krebs ist es etwa elementar wichtig, diese möglichst früh zu erkennen. Wenn wir bemerken, dass etwas nicht stimmt, gehen wir zum Arzt.

Hypochondrie beschreibt eine psychische Erkrankung, die entsteht, wenn dieser Überlebensinstinkt überhandnimmt und chronische Gesundheitsängste hervorruft. Sogenannte Hypochonder leben in ständiger Angst, an einer schweren bis lebensbedrohlichen Krankheit zu leiden. In vielen Fällen ist eine professionelle Hypochondrie-Hilfe eines Psychotherapeuten empfohlen, um diese Angststörung in den Griff zu bekommen.

Unbehandelt führt Hypochondrie mitunter zu hohen Einbußen in den Bereichen Lebensqualität, soziales Leben und physisches Wohlergehen. Menschen, die irrational stark unter Gesundheitsängsten leiden, neigen dazu, durch diese Ängste erst bestimmte körperliche Stress-Symptome hervorzurufen - die dann wiederum die Krankheitsangst hervorrufen. Diesen Teufelskreis gilt es zu durchbrechen - im Verlauf einer geeigneten Hypochondrie-Behandlung bzw. Angst-vor-Krankheiten-Therapie.

Wie entsteht die hypochondrische Angststörung?

Einer hypochondrischen Angststörung können verschiedene Ursachen zugrunde liegen:

  • In der Vergangenheit erlebte Traumata in Verbindung mit Krankheiten: Wenn zum Beispiel ein Elternteil früh an Krebs verstarb, ein Angehöriger eine chronische Erkrankung entwickelt hatte, oder man selbst schon mit einer lebensbedrohlichen Krankheit zu kämpfen hatte, sind diese Ereignisse oft tief in der eigenen Psyche verankert. Das, was man bei Mitmenschen beobachtet hat, könne einem schließlich selbst passieren. Diese Gedanken kreisen so lange im Kopf herum, bis sie krank machen.
  • Körperliche Symptome können die Krankheitsangst im erhöhten Maße triggern, wenn sie einem erlebten oder berichteten Ereignis ähneln: Wenn in der Vergangenheit etwa der Kampf des Vaters gegen Darmkrebs mit einem eigentlich harmlosen Durchfall “anfing” und die an Hypochondrie leidende Person nun auch Durchfall bekommt, wird das Krebsleiden des Vaters entsprechend auf sich selbst projiziert. Ein anderes häufiges Beispiel sind Kopfschmerzpatienten, die übermäßige Angst vor einem Hirntumor haben: Ein lebensbedrohlicher Hirntumor ist eine extrem seltene Erkrankung, hat aber eine gewisse mediale Präsenz. Hypochonder gehen bei fast jedem körperlichen Symptom automatisch vom “Schlimmsten” aus.
  • Die eigene Erziehung durch hypochondrisch auftretende Bezugspersonen: Der “angstfördernde Erziehungsstil” von Eltern, die mit ihren Kindern bei jedem kleinen Symptom zum Arzt gehen und jede kleine Beschwerde dramatisieren, kann eine irrationale Krankheitsangst herausbilden, die bis tief ins Erwachsenenalter anhält. Bringt man Kindern bewusst oder unbewusst bei, dass hinter jedem Symptom theoretisch eine schlimme Krankheit stecken kann, wird dies entsprechend verinnerlicht - und Hypochondrie wird zu einem stetigen Begleiter der Betroffenen.
  • Dazu kommt häufig der Irrglaube, dass man nur gesund sei, wenn man 100% beschwerdefrei ist. Eine perfektionistische Einstellung gegenüber der eigenen Gesundheit ist entsprechend ein erheblicher Stressfaktor - und ähnelt sehr einem Optimierungswahn.

Leider hilft das gesellschaftliche Ansehen von Hypochondern nicht wirklich dabei, dass man sich offen mit dieser Krankheit auseinandersetzt. Hypochonder werden oft als “Simulanten” abgetan, die eigentlich nur um Aufmerksamkeit buhlten. Aus diesem Grund leben Hypochonder häufig sozial zurückgezogen und behalten die Ängste für sich - und suchen sich Hilfe vor allem online. Das “krankgooglen” ist eine weit verbreitete Angewohnheit, die Hypochonder nur in ihrem irrationalen Verhalten bestätigt. Schlimmer noch: Beim Googlen stößt man unweigerlich auf die Nennung schlimmer Krankheiten beim Nachschlagen so gut wie jedes Symptoms. Hier entsteht eine sich abwärts windende Spirale, in die sich viele an Hypochondrie leidende Personen verlieren. Daher ist es umso wichtiger, früh professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn sich die Anzeichen für Hypochondrie verdichten.

 

Stethoskop & Handy: Angst vor Krankheiten - Therapie hilft

Häufige Symptome: Bin ich ein Hypochonder?

Wie eingangs erwähnt ist die Sorge vor Krankheiten ein menschlicher Überlebensinstinkt, den wir alle zu einem gewissen Grad brauchen. Erst, wenn diese Sorge zu einer Angststörung wird und Probleme im Alltag verursacht, erwägt ein Psychotherapeut die Angststörung Hypochondrie als Diagnose und gibt Hilfe durch eine geeignete Therapie. Folgende Symptome sind bei Hypochondern im erhöhten Maße zu beobachten:

  • Chronische Angstzustände aus Sorge, man könne an einer oder mehreren schlimmen Krankheiten leiden.
  • Störsignale (Schmerzen, Schwäche, Müdigkeit, usw.) des Körpers triggern Angstreaktionen und Stress bis hin zu Panikattacken, weil von fast jedem Symptom auf eine schwerwiegende Krankheit geschlossen wird (Kopfschmerzen bedeuten Hirntumor, Durchfall bedeutet Darmkrebs, Rückenschmerzen bedeuten Bandscheibenvorfall, usw.)
  • Überhöhte Selbstkontrolle, die aus der chronischen Angst hervorgeht. Übermäßige Selbstbeobachtung und übermäßiger Zwang, seine Gesundheit kontrollieren zu müssen (Blutdruckmessgerät, Fieberthermometer und Pulsmessgerät sind z.B. ständige Begleiter).
  • Skepsis und überkritische Einstellung gegenüber professionellem Rat wie etwa ärztlichen Diagnosen: Ein Hypochonder, bei dem ein Arzt eine erdachte Krankheit nicht feststellen kann, glaubt diesem häufig nicht oder unterstellt Nachlässigkeit. Manche Hypochonder gehen auf eine wahre Ärzte-Odyssee, um Bestätigung zu finden. Betroffene lassen viele unsinnige Untersuchungen über sich ergehen, fast schon in der Hoffnung, ein Arzt möge die eigens prognostizierte Diagnose stellen.
  • Sozialer Rückzug: Viele an Hypochondrie leidenden Personen schämen sich für Ihre chronischen Angstzustände und verarbeiten diese in Einsamkeit. Wichtige Bezugspersonen, von denen man sich vielleicht nicht ernst genommen fühlt, verschwinden nach und nach aus dem Leben. Gleichzeitig fällt es Hypochondern schwer, sich in neue soziale Strukturen zu integrieren. Auch das Berufsleben leidet häufig unter der Krankheit.
  • Hypochondrie und andere psychische Krankheiten wie Depressionen und Zwangsstörungen gehen häufig einher und befeuern sich gegenseitig.

Die Symptome einer Hypochondrie sind äußerst vielseitig. Im Kern steht natürlich eine chronifizierte Angst vor Krankheiten, die Ursachenforschung und Therapie bedarf. Der Psychotherapeut hat bei der Hypochondrie-Hilfe entsprechend die Aufgabe, den Menschen ganzheitlich zu betrachten und sowohl Ursachen als auch Symptome zu behandeln. Konzepte der kognitiven Verhaltenstherapie bieten hier ein vielschichtiges Arsenal an Behandlungsmöglichkeiten.

Einsame bedrückte junge Frau: Bei Hypochondrie Hilfe suchen

Was sind typische hypochondrische Ängste?

Die hypochondrische Störung ist in vielerlei Hinsicht eine psychische Erkrankung der modernisierten Informationsgesellschaft. Grund dafür ist der schier unbegrenzte Zugang zu medizinischen Informationen im Internet. In einer Suchmaschine lassen sich so ziemlich alle Beschwerden eingeben, die der Körper signalisieren kann. Der Hypochonder landet für so gut wie jeden symptomatischen Suchbegriff (“Kopfschmerzen”, “ständig müde”, “linke Gesäßhälfte ist taub”, usw.) auf einen für diesen Suchbegriff ausgerichteten Artikel. In den meisten Fällen sind das von Ärzten kurierte Artikel. Aber schnell läuft der Hypochonder Gefahr, eben jene schwere Krankheiten als Ursache zu finden, die er sich “einbildet”. Wer Kopfschmerzen googelt, landet irgendwann beim Hirntumor - obwohl diese Krankheit extrem selten vorkommt.

Hypochondrie ruft am häufigsten Angstzustände zu folgenden Themen hervor:

 

1. Angst vor Herzinfarkt

Herzinfarkt ist eine der bekanntesten lebensbedrohlichen Erkrankungen. Fast jeder Mensch hat in der eigenen Familiengeschichte oder im Umfeld einen Todesfall durch Herzinfarkt erlebt. Viele Hypochonder haben Angst vor dieser Krankheit, wenn sie einen Störfaktor am Körper bemerken, der den Leitsymptomen eines Herzinfarktes ähneln. Zum Beispiel rufen Schmerzen in der Brust diese Angst hervor. Auch die plötzlich auftretende Natur der Erkrankung bereitet Sorgen.

Auf Google suchen in Deutschland pro Monat über 60.000 Menschen mit dem Suchbegriff “Herzinfarkt” nach Informationen (Stand Januar 2021).

2. Angst vor Schlaganfall

Ähnlich wie der Herzinfarkt ist der Schlaganfall eine ebenso unvermittelte Erkrankung. Diese kann lebenseinschneidende Wirkung haben - und tödlich verlaufen. Vor allem kognitive Störungen triggern im Hypochonder Angstzustände in Bezug auf diese Krankheit: Sehstörungen, Sprachprobleme, Taubheitsgefühle, Schwindel und Kopfschmerzen können zu den Symptomen eines Schlaganfalls zählen. Durch diese breite Fächerung landen viele Suchende unweigerlich beim Thema Schlaganfall - und dann ist eben diese Sorge mental schon fest verankert.

Es suchen ungefähr genauso viele Betroffene nach “Schlaganfall” wie nach “Herzinfarkt”: Über 60.000 im Monat (Stand Januar 2021).

3. Ständige Angst vor Krebs

Krebs ist eine Krankheit mit sehr vielen Gesichtern und kann sich in so gut wie jedem Bereich des Körpers manifestieren. Krebs hat eine unglaubliche mediale Präsenz und hält in so gut wie jeder Familie Einzug. Je früher man Krebs entdeckt, umso besser steht es um die Heilungschancen. Gleichzeitig ist Krebs eine Erkrankung, die für den Laien schwer zu enträtseln ist. Tumore bzw. Karzinome verursachen ein wahres Universum an möglichen Symptomen. Das führt dazu, dass “Krebs” wie ein Schatten über sehr vielen, sogar eher kleinen Symptomen hängt: Und was ist, wenn es Krebs ist? Ständige Angst vor Krebs kann krank machen - in der Hypochondrie-Hilfe nimmt Krebsangst daher eine zentrale Rolle ein.

4. Angst vor psychischen Krankheiten

Zu den häufigsten psychischen Erkrankungen zählen unter anderem Depressionen und der sogenannte Burnout. In der Gesellschaft haben diese Krankheitsbilder immer zentralere Rollen eingenommen und das zurecht: Laut Bundesministerium für Gesundheit erkranken 16 bis 20 Prozent der Menschen in Deutschland an depressiven Episoden oder chronisch depressiven Verstimmungen. Im überhöhten Maße selbstreflektierte Menschen können hypochondrische Tendenzen aufweisen, wenn Angst vor Depressionen überhandnimmt. Die traurige Ironie ist, dass dadurch erst Depressionen entstehen können.

Das Burnout-Syndrom ist ein ebenso verheerender Schnellschluss, wenn sich etwa besonders viel Stress auf der Arbeit oder im Privatleben ansammelt, ohne kompensiert zu werden. Die Angst, dass man “einfach nicht mehr funktioniert”, kann krank machen und muss häufig psychotherapeutisch behandelt werden.

5. Angst vor ansteckenden Krankheiten wie COVID-19

Im Zuge der Corona-Pandemie erleben viele Menschen einen wahren Zeitenwandel in Bezug auf Infektionskrankheiten. Das Risiko, sich mit dem Corona-Virus zu infizieren und die Lungenkrankheit COVID 19 zu bekommen, führt bei vielen Menschen zu erhöhten Vorsichtsmaßnahmen - was im Kampf gegen das Virus natürlich wichtig ist. In einigen Fällen macht die Sorge um die Ansteckungsgefahr allerdings krank. Treten dann Symptome auf, die COVID 19 ähneln (Husten, Kurzatmigkeit, Geruchs- und Geschmackverlust, u.a.), schlagen alle Alarmglocken. Hypochonder haben es in der Pandemie besonders schwer, gut mit Corona umzugehen - viele von ihnen brauchen eine psychotherapeutische Begleitung.

Lesen Sie mehr zum Thema Corona und Psychotherapie in unserem Blogartikel.

6. Angst vor Krankheit bei Angehörigen

Hypochondrie ist nicht immer introspektiv. Die Angststörung kann auch durch Angehörige getriggert werden. Übermäßig besorgte Eltern deuten kleine Störsignale ihrer Kinder dann als Anzeichen für eine schwere Erkrankung. Mein Kind hustet - hoffentlich ist es nicht Mukoviszidose? Mein Kind entwickelt sich langsamer als andere - dann ist es wahrscheinlich autistisch?

Diese Angstzustände haben auch häufig einen negativen erzieherischen Effekt: Menschen, die in der eigenen Kindheit und Jugend hypochondrisch veranlagte Eltern hatten, haben ein viel höheres Risiko, selbst an dieser Angststörung zu erkranken. Hypochonder projizieren ihre chronische Angst aber nicht nur auf ihre Kinder, sondern auch auf andere Familienangehörige, Partner, Freunde und Kollegen - und “stecken” im schlimmsten Fall diese Personen mit ihren eigenen Ängsten an.

 

Angst vor Krankheiten bei Angehörigen: Mutter misst Fieber

Hilfe bei Hypochondrie: Krankheitsangst mit Therapeuten überwinden

Mit einer geeigneten Psychotherapie findet sich effektive Hilfe gegen Hypochondrie. Meine kognitiv-behaviorale Psychotherapie bzw. Verhaltenstherapie in Berlin bietet hierfür eine Reihe an effektiven Behandlungsmethoden, mit denen der Therapeut gemeinsam mit der Patientin oder dem Patienten die Hypochondrie überwinden kann. Häufiges Ziel der Therapie bei Angst vor Krankheiten ist, die Denkstrukturen des Hypochonders zu ändern, um eine Überschätzung der Gefahr von Krankheiten abzuschwächen. Ebenso ist es wichtig, Verhaltensweisen aufzudecken, einzuordnen und anzupassen. Dabei betrachte ich jeden Menschen ganzheitlich. Im Rahmen einer Psychotherapie in Berlin helfe ich dabei, Ursachen der Angststörungen zu erforschen, Symptome zu behandeln und erarbeite mit Ihnen gemeinsam einen individuellen Therapieplan.

Angst ist zwar ein überlebenswichtiger menschlicher Gefühlszustand - Angst kann uns aber lähmen und überwältigen. Hypochonder sind häufig Menschen, deren einzige ernstzunehmende Erkrankung eben die Hypochondrie ist. Schaffen wir es, diese in der Angststörung-Therapie in Berlin zu besiegen, steht einem glücklichen und erfüllten Leben nichts im Wege. Ich freue mich auf Ihren Besuch in meiner Praxis.